Mit Neid wegen unerfülltem Kinderwunsch umgehen

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Bist du ungewollt kinderlos, weil du z. B. eine (oder mehrere) Fehl- oder Totgeburt(en) erlebt hast? Hattest du eine erfolgreiche Folgeschwangerschaft und bist anderen gegenüber neidisch, weil bei dir trotzdem immer etwas fehlen wird? Oder versuchst du schon lange, schwanger zu werden und es hat noch nicht geklappt?

Es gibt sehr viele Gründe, einen unerfüllten Kinderwunsch zu hegen und deshalb einen gewissen Neid auf das scheinbare Familienglück anderer zu haben. Befindest du dich in einer solchen Situation, so ist das Thema vermutlich plötzlich im Bekannten- und Familienkreis sowie auf der Straße und in den Medien überall präsent. Besonders schwer kann es dann z. B. sein, wenn …
  • sich der Großteil deines Freundeskreises gerade in der Familiengründungsphase befindet.
  • du mit deinen Freund:innen gleichzeitig schwanger warst und ihr zusammen Pläne geschmiedet habt.
  • du häufig Schwangerschafts- und Geburtsverkündungen (on- und offline) z. B. aus deinem Bekanntenkreis erhältst.
  • du Familien mit Kindern in deinem Umfeld hast, die dir Entwicklungsschritte vor Augen halten, die du selbst bzw. dein eigenes Kind (in der Form) nicht erleben wirst bzw. wird.
Unabhängig davon, in welcher konkreten Situation du dich zur Zeit befindest, in diesem Beitrag erhältst du ein paar erste Strategien zum Umgang mit Gefühlen wie Neid und Eifersucht im Zusammenhang mit einem unerfüllten Kinderwunsch.

Strategien gegen Neid & Eifersucht

Neid und Eifersucht sind ganz normale Empfindungen, die jeder Mensch in sich trägt. Sie entstehen oft durch den Vergleich mit anderen und dann, wenn eine andere Person etwas hat, was wir selbst selbst gerne hätten. Gleichzeitig zeigen sie uns auch, welche Bedürfnisse wir haben und ob diese erfüllt sind. Doch wie jede andere Emotion auch, ist es langfristig ungesund, sie zu unterdrücken oder zu versuchen, sie ungeschehen zu machen. Viel besser ist es, zu versuchen mit diesen Gefühlen umzugehen – auch wenn es schwer fällt.

Wenn du dich zur Zeit, z. B. aufgrund eines Kindesverlustes, in einer Psychotherapie befindest, kannst du diese Emotionen in diesem Rahmen ebenfalls tiefergehend beleuchten und gemeinsam Maßnahmen entwickeln.

Neue Sichtweisen eröffnen

Bei dieser Strategie geht es darum, deine Emotion – z. B. deinen Neid – aus einer anderen Perspektive zu betrachten und so besser mit ihr umgehen zu können.

1. Das Gefühl benennen und annehmen

Im ersten Schritt geht es darum, deine Gefühle auszuformulieren und sie anzunehmen – denn sie sind normal und verständlich. Du könntest dir gegenüber zum Beispiel sagen, …
  • dass du wütend und neidisch auf deine Freundin bist, weil sie so schnell schwanger geworden ist und du es schon so viel länger versuchst.
  • dass es dir schwer fällt, dich für die anderen Familien zu freuen und du dich deshalb schämst.
  • dass du dein Kind so sehr vermisst und unendlich traurig bist, wenn du andere Mütter mit ihren Kindern siehst, weil du gerne genau da jetzt mit deinem Kind wärst.
2. Neid und Missgunst voneinander abgrenzen

In den meisten Fällen wünschen verwaiste oder kinderlose Eltern anderen nichts Schlechtes. Möglicherweise wünschst auch du, dass allen Kindern nur Gutes widerfährt und kannst gleichzeitig anderen Eltern ihr Glück nicht in vollen Zügen gönnen. Das ist ganz normal. Versuche dich hier daher bewusst auf deine Werte zu besinnen. Konzentriere dich dabei auf die guten Gefühle oder Wünsche anderen gegenüber, während du gleichzeitig deinen Schmerz ernst nimmst und dich gut um dich kümmerst. Denn Neid oder gar Missgunst können hier auch ein Zeichen starker Trauer sein, die du erst richtig bemerkst, wenn du andere Kinder siehst.

3. Bewertungen hinter den Neidgefühlen betrachten

In diesem letzten Schritt geht es darum, hinter die Kulissen deiner Emotionen zu schauen und zu reflektieren, ob deine neidbehafteten Gedanken so tatsächlich der Realität entsprechen. Hierbei geht es darum, dir selbst neue gedankliche Perspektiven zu öffnen und nicht darum, deinen Verlust oder unerfüllten Wunsch schön zu reden. Stelle dir hierzu z. B. die folgenden Fragen: Was verbirgt sich hinter den augenscheinlichen „Bilderbuchfamilien”? Welche Verluste oder Schwierigkeiten hatte die scheinbar glückliche schwangere Person gegenüber in der Straßenbahn – oder deine Bekannte – vielleicht schon zu beklagen und was steht ihr vielleicht noch bevor? Was denken die Leute, wenn sie dich auf der Straße sehen? Wer beneidet dich vielleicht, wenn du, z. B. mit deinem Folgekind schwanger, spazieren gehst? Was lief schon gut in deinem Leben und auf welche Ressourcen und Eigenschaften kannst du stolz sein? Wofür bist du in der aktuellen Lage dankbar?

Unterstützung im Umgang mit Freund:innen (mit kleinen Kindern)

Besonders wenn du zur Zeit sehr belastete Kontakte hast, z. B. zu Familienmitgliedern oder Freund:innen mit Kindern, kannst du darüber nachdenken, diese Kontakte eine Zeit lang etwas zu reduzieren. Denn wie du vermutlich weißt, kann bereits das Anhören legitimer Klagen zu schlaflosen Nächten oder Schwierigkeiten mit dem Kind schmerzhaft sein, da du diese Dinge selbst gerne erleben würdest.

Hierbei ist eine offene Kommunikation – vor allem mit Verwandten und guten Freund:innen – sehr hilfreich, denn diese können sich oft gut in die eigene Lage hineinversetzen, bzw. diese nachvollziehen. So könntet ihr euch z. B. darauf einigen, …
  • dass ihr euch zeitweilig überwiegend ohne die Kinder trefft.
  • dass der Begrüßungsbesuch bei dem neuen Baby erstmal verschoben wird.
  • dass du für eine Weile nicht die erste Ansprechperson für Baby- oder Schwangerschaftssorgen bist.
In jedem Fall ist es hierbei wichtig, die eigene Situation zu kommunizieren, anstatt Termine unangekündigt abzusagen, den Kontakt zu meiden oder unterschwellige, feindselige Bemerkungen zu machen. Du kannst deinen Wunsch nach etwas Abstand von kinderbezogenen Themen z. B. wie folgt ausdrücken: „Es macht mich momentan sehr traurig, kleine Kinder zu sehen, auch wenn ich sehr froh bin, dass es euch allen gut geht” oder „Das ist gerade eine schwierige Zeit für mich, denn ich wünsche mir so sehr ein Kind. Gleichzeitig ist es mir auch wichtig, weiterhin mitzubekommen, was bei dir los ist. Wenn es das nächste Mal Neuigkeiten zu deinem Baby gibt, würde es mir helfen, wenn du es mir auf diese Art und Weise sagst: …”.

In der Zeit, in der du den Kontakt zu Familienmitgliedern, Freund:innen oder Bekannten mit Kindern verringerst, ist es hilfreich, verstärkt den Kontakt zu Freund:innen ohne Kinder zu suchen. Außerdem kann der Austausch in Selbsthilfegruppen hilfreich sein, da mit deren Mitgliedern Gefühle leichter geteilt werden können. Langfristig kannst du dann die Konfrontation mit Kindern und kinderbezogenen Themen wieder aufbauen. Hierbei kann dir möglicherweise eine therapeutische Begleitung helfen.

Das waren 2 Strategien und ein paar Informationen, die dir beim Umgang mit deinen Neid- und Eifersuchtsgefühlen helfen können. Natürlich stehen dir bei Fragen, Gesprächsbedarf oder Unsicherheiten zusätzlich die hier angegebenen Ansprechpersonen sowie weitere Inhalte in dieser Mediathek zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Schweizerische Post

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