Angriffe souverän kontern: Allgemeine Strategien

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„Bist du dir da wirklich sicher?“ – „Nie tust du das, worum du gebeten wirst!“ – „Ach, du bist noch zu jung um zu verstehen, wie der Hase läuft.“ – „Du bist ja eh immer die Erste, die Feierabend macht.“
Solche vermeintliche Randbemerkungen, Sticheleien, persönliche Angriffe und Abwertungen sind dir sicherlich sowohl aus dem Berufs- als auch aus dem Privatleben bekannt. Oft stehen wir nach einer solchen persönlichen Attacke unter Schock und erwidern gar nichts oder reagieren unkontrolliert. Die Folge: Ein angeknackstes Selbstwertgefühl, schlaflose Nächte und im schlimmsten Fall ein schlechtes Bild vor den Kolleg:innen. Wie du das mit ein paar allgemeinen Strategien verhindern kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Durchatmen

Egal ob bei einem verbalen oder körperlichen Angriff – unser Körper gerät instinktiv in Alarmbereitschaft. Hormone wie Cortisol und Adrenalin werden ausgeschüttet, Blutzucker und Blutspiegel steigen gleichzeitig mit Herz- und Atemfrequenz an. Wir werden aus unserer Komfortzone geworfen und erleben einen Schockzustand. Die Meisten begehen genau hier einen entscheidenden Fehler: Sie nehmen sich keine Zeit und reagieren hoch emotional und unüberlegt, manchmal in dem Versuch, besonders schlagfertig rüberzukommen. Stattdessen solltest du besser Folgendes tun:
  1. Schätze die Situation ein, in der du dich befindest. Mache dir bewusst, dass du angegriffen wurdest, um darauf entsprechend reagieren zu können.
  2. Atme bewusst ein und aus.
  3. Sprich ein Füllwort wie zum Beispiel aha, mhm, so so oder okay aus, um dir Zeit zu verschaffen.

Reagieren

Nachdem du durchgeatmet und für einen klaren Kopf gesorgt hast, ist es von größter Wichtigkeit, dass du entschieden, bewusst und kontrolliert reagierst. Egal für welche Reaktion du dich entscheidest, sie wird besser sein, als die Äußerungen deines Gegenübers wortlos im Raum stehen zu lassen. Welche Strategien du hierfür verwenden kannst, werden dir im Folgenden vorgestellt. Wichtig ist jedoch, dass du dich bei jeder dieser Handlungsmöglichkeiten niemals rechtfertigst oder entschuldigst und immer ruhig bleibst, ohne Öl ins Feuer zu gießen.

1. Eine Pause einlegen

In jeder möglichen Situation steht es dir frei, eine Unterbrechung des Gesprächs vorzuschlagen beziehungsweise anzukündigen. So hast du Zeit, dein Stresslevel und deine Emotionalität zu senken und dir darüber klar zu werden, ob du im Nachhinein noch auf die Aussage reagieren möchtest oder nicht.
Wenn du das Gefühl hast, im Augenblick zu emotional zu sein und nicht sachlich bleiben zu können, kannst du zum Beispiel sagen: „Darüber muss ich erst einmal nachdenken. Setzen wir doch das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fort“. Wenn du dich in einer Besprechung oder ähnlichen Situation befindest, kannst du z.B. vorschlagen, eine kurze Kaffeepause zu machen, sodass du nach Draußen gehen kannst.

2. Das Angriffsmotiv umdeuten

Die Entscheidung, wie du eine Aussage aufnehmen möchtest, liegt grundsätzlich bei dir. Das bedeutet einerseits, dass du zuerst reflektieren solltest, ob du eine Aussage falsch aufgefasst haben könntest. Frage dich hier beispielsweise: Warum handelt mein Gegenüber so? Häufig unterstellen wir anderen negative Absichten, die gar nicht zutreffen. Anstatt etwas als Seitenhieb zu meinen, könnte die Person z.B. sehr gestresst sein oder ein ehrliches Interesse an dir haben.
Andererseits kannst du die Aussagen einer anderen Person auch absichtlich nicht als Angriff deuten. So wird es dir wesentlich leichter fallen, darauf einzugehen. Anstatt also beispielsweise Zynismus oder Neid zu hören, konzentriere dich hier allein auf die sachlichen Anteile der Botschaft. Schau dir hierzu zwei Beispiele an:
Beispiel 1: „Ihr fliegt schon wieder in den Urlaub? Ihr müsst aber Geld haben!“
  •  Reaktion: „Ja, im Juni geht's los und wir freuen uns schon riesig!“
Beispiel 2: „Das hast du ja richtig toll gemacht!“
  •  Reaktion: „Danke.“

3. Eine Rück- oder Gegenfrage stellen

Es gibt verschiedene Situationen, in denen es sich anbietet, eine Rückfrage zu stellen. Zu ihnen zählen beispielsweise Verallgemeinerungen, Vorurteile oder Klischees, die häufig als Aussagen vermeintlichen kollegialen Interesses getarnt sind:
Beispiel 1: „Wie geht es dir als (bspw. Frau, Mann, Schwarzer, Bisexuelle ...) mit diesem Thema?“
  •  Reaktion: An dieser Stelle kannst du freundlich auf die Frage antworten und sofort eine Rückfrage stellen, wie z.B.: „Und wie geht es dir als ... damit?“
Beispiel 2: „Du bist ja in Ordnung, aber alle anderen Juden sind ziemlich geizig.“
  •  Reaktion: „Interessant, wen kennst du da genau?”
Beispiel 3: „Geh du erstmal so lange arbeiten wie ich, dann verstehst du, wie das Geschäft läuft.“
  •  Reaktion: „Wie meinst du das (genau)?“, „Wie darf ich das verstehen?“, „Sagt wer?“ oder „Das musst du mir erklären.“
Auch Verallgemeinerungen und Pauschalaussagen wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ kannst du am besten begegnen, indem du ins Detail gehst und eine Erklärung forderst:
  •  „Was spricht dagegen, dass wir es jetzt einmal anders probieren?”
Wenn dein Gegenüber Signalwörter oder -phrasen, wie beispielsweise immer, nie, überhaupt, sowieso oder schon wieder benutzt, bleibe konstruktiv und hake genauer nach:
Beispiel 1:Nie kaufst du etwas ein, was ich mag.“
  •  Reaktion: „Welche Sachen fehlen denn aus deiner Sicht?“
Beispiel 2:Alle anderen haben einen eigenen Schreibtisch, nur ich nicht!“
  •  Reaktion: „Wer hat denn konkret einen eigenen Schreibtisch? Wie lösen das die anderen?“
Beispiel 3: „Du bist ja auch immer die Erste, die geht!“
  •  Reaktion: „Wie kommst du zu dieser Annahme?“
Auf schwammige, unkonkrete Bemerkungen aus der Gerüchteküche wie beispielsweise „Es steht im Raum, dass ...“ oder „Ich habe gehört, dass ...“ kannst du am besten wie folgt reagieren:
  •  Eine konkrete Rückfrage stellen wie „Wer sagt das (genau)?“.
  •  Eine prompte Aussage wie „Dann lass es doch einfach da stehen“ oder „Danke für die Information.“
Wenn du dich für Rück- oder Gegenfragen entscheidest, solltest du dir im Klaren sein, dass du deinem Gegenüber weitere Gesprächsanteile und damit einhergehende Diskussionen oder Reaktionen ermöglichst. Es hilft daher, darauf vorbereitet zu sein, auch wenn Personen auf eine gekonterte Rückfrage eher perplex als angriffslustig reagieren. In jedem Fall wird dein Gegenüber jedoch zum Nachdenken und Reflektieren der eigenen Aussage oder des eigenen Verhaltens bewegt.

4. Sich distanzieren

Wenn du einer Aussage absolut nicht zustimmst oder dich von den thematisierten Inhalten distanzieren möchtest, kannst du das beispielsweise wie folgt deutlich machen:
  •  „Ich finde dieses Feedback nicht angebracht.“
  •  „Das sehe ich nicht so.“
  •  „Für diese Art der Unterhaltung stehe ich nicht zur Verfügung.“
  •  „Ich möchte nicht, dass du so mit mir redest.“

Wie du siehst, gibt es sehr viele Möglichkeiten, sowohl mit offenen als auch eher subtilen Angriffen umzugehen. All diese vorgestellten Strategien sind eher auf das Deeskalieren einer Situation sowie möglicher Folgesituationen ausgelegt. Natürlich steht es dir frei, verschiedene Ansätze zu kombinieren. Wichtig ist jedoch bei jeder Strategie, dass du die Entscheidung, wie du reagierst, bewusst triffst und nicht von deiner Emotionalität abhängig machst.
Eben weil ein Angriff oft überfordernd ist, rufe dir zum Abschluss gerne noch einmal die wichtigsten Schritte in Erinnerung: Erkenne, dass du angegriffen wurdest, atme tief durch und folge bewusst einer Strategie. Wenn du weitere Informationen zu diesem Thema wünschst, lies gerne unsere anderen Beiträge oder wende dich an eine der hier angegebenen Ansprechpersonen.
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
Schweizerische Post

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